Pädagogisches Konzept
„...aber statt dem Kinde unsere Wege zu lehren, lasst uns ihm Freiheit geben, sein eigenes Leben nach seiner eigenen Weise zu leben...“ |
Der „Tapperlix“ ist ein Kindergarten, der im Jahr 1995 aus einer Elterninitiative heraus entstanden ist. Träger des Kindergartens ist der Verein „Freunde des Kindergarten Tapperlix“. Er wird von der Stadt Imst und vom Land Tirol finanziell unterstützt.
Leitbild des Kindergartens
Wir sehen uns als Begleiterinnen und Begleiter der Kinder in unserem Kindergarten, die sie in ihrer Selbständigkeit unterstützen.
„Während meines ganzen Lebens habe ich die Notwendigkeit der Freiheit der Wahl, der Selbständigkeit des Denkens und der menschlichen Würde proklamiert.
Jedenfalls bin ich der Meinung, dass eine wahre und innere Freiheit nicht gegeben werden kann; sie kann nicht einmal erobert werden; sie kann nur jeder
in sich selbst aufbauen als Teil der Persönlichkeit und sie kann deshalb nicht verloren werden.“ (Montessori 1951, S 234)
Die „freie Wahl der Arbeit“ – was bedeutet das für ein Kind. Es kann sich je nach Entwicklungsstand und sensibler Phase das Material, mit dem es
arbeiten möchte, aussuchen. Es bestimmt selbständig was, wo und mit wem es etwas tun möchte. Wichtige Voraussetzungen sind eine gut vorbereitete Umgebung,
Entwicklungsmaterial und ruhige, zurückhaltende Pädagoginnen und Pädagogen.
„ Eine Anekdote aus einer Montessorischule: Der Gast fragt einen Schüler: „Ihr dürft hier also alles tun, was ihr wollt?“ – Der Schüler denkt einen Augenblick
nach und erwidert: „Wir tun nicht, was wir wollen, aber wir wollen, was wir tun.“ (M-Pädagogik im Kindergarten, S 17)
Bild vom Kind
„Die Kinder sind es, die mich alles gelehrt haben.“ (Maria Montessori)
Wir sehen jedes unserer Kinder als eigene Persönlichkeit und schätzen es mit seinen Stärken und Schwächen. Kinder haben das Bedürfnis sich zu entfalten und
zu verwirklichen und wir schenken ihnen dafür Vertrauen, Sicherheit und Orientierung. Die Kinder haben das Recht, dass wir ihnen genügend Zeit geben, um eigene Erfahrungen machen zu können und ihre Entwicklung zur Selbsttätigkeit fördern.
Als Begleiterinnen und Begleiter wünschen wir uns ein offenes und freundschaftliches Miteinander. Wir möchten uns mit Achtung, Vertrauen und Wertschätzung
begegnen und respektieren. Gemeinschaft möchten wir durch Gespräche, verschiedenste Feste und Feiern, Elternabende und gemeinsame Ausgänge fördern und leben.
„Eigentlich braucht jedes Kind 3 Dinge: Es braucht Aufgaben, an denen es wachsen kann, es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann und es braucht Gemeinschaft, in denen es sich aufgehoben fühlt.“ Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther |
Erziehung - Bildung - Betreuung
Erziehung bedeutet für uns:
• Verantwortung für sich selbst übernehmen
• mit der Umwelt und anderen Lebewesen achtsam umgehen
• den Kindern unsere Kultur näher bringen
• Menschen anderer Kulturen und Länder tolerieren
• Menschen mit besonderen Bedürfnissen mit Offenheit begegnen
• Werte vermitteln
Kinder sollten Überzeugungen und Werte freiwillig übernehmen und nicht aufgezwungen bekommen. Dies ermutigt sie Dinge zu hinterfragen. Nur so wird es möglich, dass sie ihr eigenes Handeln kritisch betrachten und Ungerechtigkeiten ansprechen.
Bildung bedeutet für uns:
• Selbsttätigkeit und Selbstbildung der Kinder unterstützen
• Sprachkompetenz der Kinder fördern
• Körperliche Fähigkeiten stärken
• Natur- und Kulturgeschichte erforschen
• Zusammenhänge erkennen
Den Kindern sollte ein selbstbestimmter Umgang mit den Materialien, die zur Sinnesschulung entwickelt wurden, zur Verfügung stehen. Unsere Aufgabe ist es in
einer „vorbereiteten Umgebung“ das Kind zu beobachten und zu begleiten.
Betreuung bedeutet für uns:
• Geborgen fühlen
• Wert schätzen
• Bindung aufbauen
• Sicherheit vermitteln
• Beaufsichtigen
• Grundbedürfnisse befriedigen
Unseren Kindern wird ein langsamer Einstieg in den Kindergarten ermöglicht. Erst wenn sich die Kinder bei uns wohl fühlen und uns vertrauen und wenn Betreuung
funktioniert ist Bildung und Erziehung möglich.
Rolle der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Maria Montessori beschrieb in ihren Ausbildungskursen die Aufgabe des Erwachsenen folgendermaßen:
„Er muss das Kind, das arbeitet, respektieren, ohne es zu unterbrechen. Er muss das Kind, das Fehler macht, respektieren, ohne es zu korrigieren. Er muss das Kind respektieren, das sich ausruht und die Arbeit anderer betrachtet, ohne es zu stören und ohne es zur Arbeit zu zwingen. Er muss aber unermüdlich sein, immer wieder denen Gegenständen anzubieten, die sie schon einmal abgelehnt haben und Fehler machen. Und dies, indem er seine Umgebung mit seinem Sorgen belebt, mit seinem bedachten Schweigen, mit seinem sanften Wort, mit seiner Gegenwart jemandes, der liebt.“ |
Die Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kindergarten sind die genaue Beobachtung, Wissen über Entwicklungsprozesse, eine nötige Fachkompetenz
um das passende Angebot zu setzen, das genaue Kennen des Material und Verantwortung zu übernehmen wo es für die Kinder noch nicht möglich ist. Aber auch
Verantwortung abzugeben, wenn das Kind selbst in der Lage ist sie zu übernehmen.
Pädagogik - Prozesse
Pädagogischer Ansatz
Unser Kindergarten wird als Montessori orientierter Kindergarten geführt.
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Pädagogische Grundlagen
Jedes einzelne Kind wird in der Montessoripädagogik mit seinen Bedürfnissen und seiner Entwicklung betrachtet und unsere pädagogische Arbeit
danach ausgerichtet. Maria Montessori erkannte, dass Kinder durch selbsttätiges Handeln am meisten profitieren. Kinder können ihr eigenes Tempo bei den
Lernangeboten wählen und so individuell nach Begabung ihr Wissen erweitern. Dies wiederum ermöglicht auch Kindern mit besonderen Bedürfnissen
sich gut in die Gruppe zu integrieren.
In der „Freiarbeit“ entscheiden nun die Kinder ob sie alleine oder mit anderen Kindern spielen und welche Materialien ausprobiert oder vertieft werden.
Die Kinder müssen sich absprechen, Rücksicht nehmen und respektieren. Dies wiederum stärkt ihre soziale Kompetenz.
Für die Pädagoginnen und Pädagogen ist es wichtig, den Kindern je nach Bedarf eine vorbereitete Umgebung anzubieten, um ihnen eine Selbständigkeit zu ermöglichen.
Bildungsplan
Emotionen und soziale Bindung
Wir möchten für unsere Kinder ein Ort sein, an dem sie Sicherheit und Geborgenheit spüren. So können sie ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstwertgefühl stärken.
Wir wollen sie mit unserer zurücknehmenden und beobachtenden Haltung darin ermutigen.
Die Kinder sollen bei uns Freunde kennen lernen und sie in ihrer Einzigartigkeit akzeptieren lernen. Sie werden ermutigt, Konflikte selber zu lösen, indem
wir als Beobachterinnen und Beobachter anwesend sind.
Ethik und Gesellschaft
Wir wollen den Kindern Werte wie Toleranz, Verantwortung und Achtsamkeit vermitteln, die für uns als Gemeinschaft wichtig sind. Die Kinder sollen
Rituale und Feste unterschiedlicher Traditionen und Religionen kennen lernen, die gerade in unserer Gruppe vertreten sind.
Sie sollen mit ihren Meinungen ernst genommen werden und auch andere akzeptieren.
Sprache und Kommunikation
Sprache ist für uns ein wichtiger Bestandteil im Kindergarten. Wir versuchen in Gesprächen, Gedichten, Fingerspielen, Büchern und Geschichten die Kinder
zum Erzählen und miteinander reden zu ermutigen. Mit eigenen Sprachmaterialien können die Kinder ihr Interesse an Sprache und Schrift
entdecken und Erfahrungen sammeln.
Bewegung und Gesundheit
In der Montessoripädagogik wird das Bedürfnis der Kinder sich zu bewegen besonders unterstützt. In der Freiarbeit werden Materialien geholt, wieder
zurückgebracht und Entfernungsspiele probiert. Wir ermöglichen den Kindern bei jedem Wetter den Garten zu benutzen und bieten ebenfalls einen Waldtag an.
Wir versuchen im Turnsaal unser Bewegungsangebot mit Turn – und Rhythmik Stunden und Bewegungsbaustellen abwechslungsreich zu gestalten.
Im Winter wird ein Schikurs angeboten. Die Kinder sollen durch die Bewegung ein gutes Körperbewusstsein entwickeln und es durch gesunde Ernährung unterstützen.
Wir bieten im Jausenraum eine abwechslungsreiche und gesunde Jause an, die von den Kindern gerichtet oder gekocht wird.
Ästhetik und Gestaltung
Bildende und darstellende Kunst sowie die Musik sind wichtige Bestandteile unserer Kultur. Sie sind ein Ausdruckmittel um Emotionen zu zeigen und
uns mit verschiedenen Dingen auseinanderzusetzen und zu experimentieren.
Um kreativ zu werden stellen wir den Kindern einen Mal- und Werkbereich zu Verfügung. Im Vordergrund steht die Kreativität und nicht das Produkt, das
nicht bewertet wird.
Es gibt im Kindergarten das Angebot freies Theater zu spielen und wir werden dabei von einer erfahrenen Improvisationstheaterspielerin unterstützt.
Musik spielte bei Maria Montessori eine wichtige Rolle. Wir haben Sinnesmaterialien zur Gehörsensibilisierung, singen und spielen sehr gerne, bewegen
uns zur Musik und halten Stille. Die Stille ist ein Geschenk an unsere Kinder. „Musik beginnt nicht mit dem ersten Ton, sondern mit der Stille
davor und sie endet nicht mit dem letzten Ton, sondern mit der Stille danach.“ (Giora Feidmann, Klarinettist)
Natur und Technik
Bei unseren Wanderungen entdecken wir immer wieder Tiere oder Pflanzen, die uns zu Forscherinnen und Forschern werden lassen. Wir bestimmen und zerlegen
Blumen oder beobachten Schmetterlinge und Frösche bei ihrer Entwicklung. Wir achten darauf, dass die Kinder sorgsam mit den Tieren umgehen und sie
wieder in ihren natürlichen Lebensraum zurückbringen. Die Kinder lernen Zusammenhänge in der Natur kennen und sie zu achten.
Bei unseren Ausgängen sehen wir die verschiedensten Berufsgruppen und Institutionen, die uns Impulse für den Kindergarten liefern.
Um unsere kognitive Entwicklung zu fördern gibt es bei uns eine Vielzahl an Materialien für Arithmetik und Geometrie. Dort lernen die Kinder
Körper, Flächen, geometrische Formen und Zahlen kennen, sortieren und ordnen.
Gestaltung von Übergängen
Die ersten Tage im Kindergarten sollen für jedes Kind individuell gestaltet und nach den jeweiligen Bedürfnissen der Familien angepasst werden.
Die Kinder sollen sich bei uns Wohlfühlen und darauf vertrauen können, dass es ihnen gut geht.
Wir bieten den Kindern im Sommer eine Eingewöhnungswoche an, um uns kennen zu lernen.
Dort kann vereinbart werden wie lange das Kind im Kindergarten bleibt.
Es ist für die Kinder sehr wichtig, dass das Weggehen und Abholen angekündigt wird.
Lange Abschiedsszenen bringen Verunsicherung. Sollte ein Kind traurig sein und sich nicht von uns beruhigen lassen rufen wir verlässlich an.
Wir freuen uns, wenn uns die Kinder so gut es geht regelmäßig besuchen, da meist Freunde schon auf sie warten.